Antigua und der Board-Alarm in der Nacht

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Die Nacht, in der der Kapitän uns plötzlich mit einem Alarm und einer schrecklichen Meldung aus dem Bett holte! An Tag 5 unserer Transatlantik Kreuzfahrt warfen wir Anker vor Antigua & Barbuda. Pierre und ich waren schon 2016 hier, als wir unsere erste gemeinsame Kreuzfahrt durch die Karibik machten. Mit einem Klick auf den Link, findest du unsere AIDA Karibik Reiseberichte von 2016.


Heute habe ich weitaus mehr zu berichten, als nur von einem gewöhnlichen Tagesrückblick! Die letzte Nacht gehört zu jenen Momenten, die wir, und wahrscheinlich der Rest der Passagiere für lange Zeit, im Gedächtnis behalten werden.

Transatlantik Kreuzfahrt Tag 4

Ankunft: 30.03.2017
Wettervorschau: sonnig, 26 Grad (mild)
Währung: East Caribbean Dollar (XCD), US-Dollar möglich
Sprache: karibisches Englisch
Liegeplatz: Commercial Pier deep water Harbour
Liegezeit: 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Alle an Bord: 18:30 Uhr
Nächste Etappe: 447 Seemeilen (828 Kilometer) bis La Romana

Dickenson Bay: 1 Jahr später

Antigua ist eine sehr schöne Insel mit wundervollen Stränden. Nicht umsonst ist Antigua und Barbuda für seine 365 Strände bekannt, so sagt man zumindest. Bis auf die Sache mit der Taxifahrer-Belagerung, ist mir die Insel sehr positiv in Erinnerung geblieben.

Deshalb wollten wir dieses Jahr auch genau zum selben Strandabschnitt – nach Dickenson Bay. Außerdem hat man bei einer Kreuzfahrt, bei der man alle Inseln nur einen halben Tag lang ansteuert, keine Zeit für Enttäuschungen. Hier wussten wir, dass der Strand sehr flach und ruhig ist, wodurch er sich ideal für Familien mit Kindern eignet.

Antigua auf eigene Faust
Antigua Dickenson Bay

Antigua und Barbuda auf eigene Faust:

Morgens um ca. 8 Uhr legten wir an, drei weitere Kreuzfahrtschiffe waren bereits vor Ort. Im Gegensatz zum letzten Jahr, legten wir nicht direkt in der Nähe der Geschäfte an, sondern dort wo auch die Hafenkräne sind.

Man befindet sich nicht all zu weit weg von den Geschäften, theoretisch könnte man das Stück laufen. Da die Taxipreise auf Antigua generell sehr niedrig sind, würde ich dazu raten lieber gleich ein Taxi zu wählen. Wie immer solltest du den Preis mit dem Taxifahrer im Vorhinein abklären, sonst kannst du dabei auch schnell auf die Nase fallen.

Die Preise haben sich seit letztem Jahr nicht verändert. Für unsere Fahrt zum Dickenson Bay, zahlten wir 3 Dollar pro Person. Ob Kleinkind oder Erwachsener spielt hier keine Rolle.

Antigua Dickenson Bay

Am Strand angekommen, trafen wir auf das nette ältere Pärchen mit denen wir am Vortag unseren Aufenthalt am Strand von Guadeloupe verbrachten. Die beiden sind einfach klasse. Ich hätte Stunden mit ihnen quatschen können. Sie kommen viel in der Welt herum und haben einige spannende Geschichten zu erzählen.

Wir wollten für die Kleine etwas Sandspielzeug besorgen. Kleiner Tipp: Die Preise in Antigua variieren hier stark. Was das Handeln betrifft, finden das manche Händler überhaupt nicht witzig und reagieren etwas patzig.

Es ist nicht so, dass ich versuche Kleinstpreise zu drücken. Doch wenn ich 3 Dollar für ein Taxi bezahle, sehe ich es irgendwie nicht ein 15 Dollar für einen kleinen Eimer mit zwei Förmchen zu zahlen. Diesen Preis bot man uns am Anfang des Strands an. Wie der Abschnitt genau heißt, weiß ich leider nicht, es zählt jedenfalls nicht zum Dickenson Bay. Dort befand sich dann einen Händler bei dem wir das gleiche Set für 10 Dollar erhielten.

Gebogene Palme am Strand

Leonie bekommt Rastazöpfe (Braids)

Wir liefen den Strand entlang, wo wir von einer freundlichen jungen Dame angesprochen wurden. Sie fragte ob „Mami“ Lust hätte sich Haare machen zu lassen. Ich verneinte aber überlegte ob wir stattdessen Leonie ein paar Rastazöpfe machen lassen.

Die Vorstellung, dass Leonies Haare beim Schwimmen weniger verknoten, fanden wir durchaus praktisch. Uns war klar, dass Leonie die neue Frisur gefallen würde, allerdings hatten wir die Befürchtung, dass die Zöpfe evtl. zu straff werden und es an der Kopfhaut spannt und ziept.

Die junge Frau versicherte uns, dass sie die Zöpfe so macht, dass es „Babygirl“ nicht weh tun wird. Wir vereinbarten Rastazöpfe im vorderen Teil des Kopfes. Leonie war sehr tapfer. Obwohl es zwischendurch ein wenig ziepte, blieb sie ruhig und ließ es über sich ergehen. Die ganze Prozedur dauerte ungefähr 20 Minuten.

Kleines Mädchen mit Rastazöpfen (Braids)
Leonie bekommt Rastazöpfe (Braids)
Mädchen dem am Strand Rastazöpfe geflochten werden

Leonie ist richtig stolz. Seit gestern ist sie überall der Hingucker und wird darauf angesprochen. Ich denke nicht, dass die Zöpfe 3 Wochen halten werden, doch lieber so als zu straff. Wir müssen jetzt vor allem darauf achten ihr die Kopfhaut regelmäßig einzucremen. Diese liegt nun zwischen den Zöpfen blank und ist der Sonne schutzlos ausgeliefert!

Für die Frisur sollten wir ursprünglich 20 Dollar zahlen, wobei wir uns auf 15 Dollar einigten. Zum Dank, weil alles so gut lief, kauften wir bei ihr für 10 Dollar noch 3 Modeschmuck-Ketten.

Danach relaxten wir etwas am Strand, wo wir dann unseren „Freund“ vom letzten Jahr trafen. Der nette Herr unterhält die Touris mit seinem Gesang und verkauft ihnen Maracas. Seine Stimme ist so laut und dennoch klar. Es hört sich beinahe so an, als würde eine Anlage laufen. Unglaublich der Typ.

Mädchen am Strand von Antigua, Dickenson Bay

Pierre hat sich zum wiederholten Male seine Füße aufgehauen. Er hat diesen Urlaub echt einen Lauf. Heute blieb er an einer Distel hängen, die anderen Tage lief er irgendwo vor oder trat auf einen spitzen Stein im Wasser. Wie gut, dass das Meerwasser für eine schnelle Heilung sorgt :)

Nach rund vier Stunden verließen wir den Strand. Das Shoppen in der Stadt haben wir für heute bleiben lassen, aber wir legen ja auch in ein paar Tagen erneut in Antigua an. Bei unserem dritten Besuch in Antigua werden wir natürlich nicht noch einmal Dickenson Bay ansteuern, sondern einen anderen tollen Strand besuchen, wir sind schon gespannt.

AIDA Themenabend: Black & White Party

Nach unserem Strandtag, aßen wir zu Mittag und legten uns anschließend für ein paar Stunden schlafen. Am Abend war die AIDA Black & White Party die wir uns nicht entgehen lassen wollten. So wie wir das im letzten Jahr verstanden haben, hat ein Teil der Crew an einem Abend im Monat eine Auszeit für ein paar Stunden.

Für gewöhnlich wirst du die Crewmitgleider nach Feierabend nicht in ihrer Privatkleidung auf dem Deck antreffen. An diesem Abend gelten andere Regeln und das Personal darf für ein paar Stunden in der Anytimebar, gemeinsam mit den Gästen ein wenig tanzen gehen.

Wir finden es immer schön zu sehen, wenn die, die sich jeden Tag bemühen den Gästen alles Recht zu machen, auch mal ein bisschen Spaß haben. Außerdem mag ich es dass auf der Black & White Party alle einheitlich in weiß oder schwarz gekleidet sind.

Pferd im Meer

Da wir drei sehr fit waren und Leonies Freundin auch dort war, blieben wir bis ca. 1 Uhr in der Anytime Bar. Klar, es gab den ein oder anderen merkwürdigen Blick von Gästen, aber im Urlaub tanze ich mit meiner kleinen (ausgeschlafenen und erholten) Maus so lange wie ich es für richtig halte. In solchen Momenten ärgere ich mich manchmal tierisch. Was sollen solche Blicke? Meine Kleine stört niemanden, wieso dann so ein abfälliger Blick?

Mann über Bord?! Schiffsalarm mitten in der Nacht

Wie gesagt, gingen wir erst sehr spät zu Bett, ich denke so um 1.30 Uhr schliefen wir ein. Um 3.20 Uhr hörte ich plötzlich eine Durchsage auf den Fluren. Kurz darauf wurde diese in unsere Kabine geschaltet! Der Staffkapitän meldete sich zu Wort, der eigentliche Kapitän spricht nicht all zu viel. Ich denke es liegt daran, dass er Grieche ist und die deutsche Sprache nicht so gut spricht.

Vorerst gab es keinen Alarm, doch alleine die Durchsage war schrecklich. Aufgrund einer glaubwürdigen Aussage, müsse man davon ausgehen, dass eine Person über Bord ging! Ich bin mir nicht sicher ob er sagte, man hätte gemeldet etwas Großes gesehen oder gehört zu haben. In dem Moment verstand man gar nicht was los war.

Ein paar Minuten vergingen, daraufhin folgte die Durchsage, man solle sofort Bescheid geben wenn man eine mitreisende Person vermisst. Der Kapitän fuhr währenddessen im Kreis. Seine Entscheidung auf diesen Verdacht hin sofort zu handeln fand ich sehr gut.

Es folgte ein Crewalarm. Die gesamte Crew sollte sich versammeln damit kontrolliert werden konnte ob sie vollständig ist und nicht versehentlich jemand über Bord ging. Eigentlich sollte der Crew-Alarm gar nicht in die Kabine geschaltet werden, so kennen wir es zumindest von der AIDAmar. In einer solchen Situation war uns das natürlich egal.

Hat sich jemand das Leben genommen?

Mit wurde schlecht…
Hat sich ein verzweifelter Mensch das Leben nehmen wollen?
Ist evtl. ein Crewmitglied bei einem Gerangel oben in der Disco über Bord gegangen?
War es vielleicht rutschig? Gab es einen Streit?
Wer ist die Person die etwas gesehen oder gehört hat? Ist sie nüchtern?
Fragen über Fragen in meinem Kopf…

Ich wurde ziemlich nervös und wollte ich mir eine rauchen gehen. Zu dumm, dass dies nur dort möglich ist wo die offiziellen Notfall Sammelpunkte sind. An meinem Sammelpunkt, stand eine weibliche Angestellte die ich fragte ob es noch es etwas zu beachten gibt. Wir seien vollständig, meine Tochter schläft und mein Mann ist bei ihr. (Zur Anmerkung, ich sah sie mit einer Liste und ging davon aus, dass sie dies zur Kenntnis nimmt und die Kabinennummer abhaken würde)

Daraufhin meinte die Crew-Mitarbeiterin mich regelrecht anfauchen zu müssen, sodass ich für einen Moment lang baff war. Sie fragte mich ob ich nicht mitbekommen hätte dass wir grade Alarm hätten und ich mich gefälligst dorthin zu stellen hätte, wo bereits 3-5 andere Passagiere waren.

Geht´s noch, fragte ich mich!? Ich sagte ihr, dass ich die Durchsage in meiner Kabine selbstverständlich hörte, sonst hätte ich sie wohl kaum angesprochen. Ich sagte ihr ich würde mich garantiert nicht in diese Reihe stellen ohne zunächst meine Tochter aus der Kabine zu holen! Des weiteren erläuterte ich ihr, dass dieser Alarm der Crew galt und ich schließlich kein Crewmitglied bin.

In gewissermaßen hatte ich für die Crew-Mitarbeiterin natürlich Verständnis, sie befand sich schließlich in einer Ausnahmesituation. Doch bei einem reinen Verdacht so aus der Rolle zu fallen ist SEHR unprofessionell. Liebe AIDAdiva Crew, daran solltet ihr definitiv arbeiten. Was ist erst bei einer akuten Gefahr wie einem Brand?

Ich ging zurück zu unserer Kabine woraufhin auch schon die nächste Durchsage des Staffkapitäns folgte. Er sagte, dass eventuell in wenigen Minuten ein Alarm erfolgt. Sollte dies eintreffen, müssen sich alle Passagiere zu ihren Sammelpunkten begeben. Kurz darauf ertönte lautstark der Alarm, den wir bislang nur aus der Seenotrettungsübung kannten. Nun hieß es Rettungswesten an, da dort die Kabinennummer aufgedruckt ist. Nur so könne man nachvollziehen ob auch wirklich jeder der Passiere anzutreffen ist.

Wir weckten Leonie um ihr die Rettungsweste anzulegen. Das arme Mäuschen, da darf sie einmal lange wach bleiben und wird gleich 2,5 Stunden später wieder geweckt. Zum Glück schlief sie schnell wieder in unseren Armen ein.

Wir begaben uns gemeinsam zu unserem Sammelplatz, an dem nun mehrere Passagiere anzutreffen waren. Man vermerkte unsere Nummer und wir stellten uns dazu. Ich fand es ein wenig beunruhigend, wie lange es dauerte bis die Zählung abgeschlossen war. Man darf natürlich nicht vergessen dass die Crew in der Zwischenzeit jede Kabine betritt und mit einem magnetischen „evacuated“ Aufkleber markiert.

Man suchte nach einem Ehepaar aus einer bestimmten Kabine, da diese nicht an ihrem Sammelpunkt erschienen. Waren es gleich zwei Menschen die über Bord gingen? Nach weiteren 15 Minuten wurden sie glücklicherweise irgendwo auf der AIDAdiva gefunden. Eine Zeit, die einem in diesem Moment sehr lange vorkommt.

Nachdem wir nun ca. 30 Minuten an unserem Sammelpunkt waren, wurde uns mitgeteilt dass es sich glücklicherweise nur um ein Missverständnis handelte und alle Personen vollzählig sind.

Mir fiel ein Stein von Herzen! Der Gedanke, dass tatsächlich jemand über Bord ging, ob Absicht oder nicht, war grauenhaft. Zumal diese Person mitten in der Nacht, wohl niemals eine Überlebenschance gehabt hätte. Es war stockfinster, dazu kommt die Höhe des Schiffes. Auch wenn ein Kapitän schnell handelt und daraufhin nach einer Person sucht, ist bis dahin wohl viel zu viel Zeit vergangen. Aber es ging ja alles nochmal gut. Nach knapp einer Stunde war der Spuk dann vorbei und alle gingen zurück auf ihre Kabinen.

Insgesamt finde ich die Organisation auf der AIDAdiva in einigen Punkten stark verbesserungswürdig. Der Staffkapitän bedankte sich zwar offiziell über Lautsprecher bei den Passagieren für die schnelle Kooperation, dennoch empfinde ich den Ablauf, mit rund einer Stunde, als zu langsam. Es ging ja nur um eine Anwesenheitskontrolle, verbunden mit einem Check der Räumlichkeiten. Auf der AIDAmar war man da unserer Meinung nach viel eingespielter.

Diese Nacht war leider gar nicht schön und wird uns lange in Erinnerung bleiben.

Weitere Infos zum Hafen in Antigua sowie Kreuzfahrt Reiseangebote findet ihr auf aida.de*

Unsere Erfahrungen: AIDA Transatlantik Kreuzfahrt mit Kind